Mumpfer Orgelgeschichte(n)

Die Orgel ist aus der Kirche nicht wegzudenken. Vom beseelten Klang her, von den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten, von der Literatur her, wenn sie .... richtig spielbar ist.

Genau hierin scheint es jahrelang Probleme gegeben zu haben. Immer wieder tauchen im Pfarreiarchiv Rechnungen auf für Reparaturarbeiten, so 1878 für 40 Franken. Auch die Organisten lösten sich häufig ab: 1868 Güntert, 1876 Mösch, 1880 Güntert, 1888 Brogli, 1889 Schmid, 1889 Herrmann, 1890 Wunderlin.

1916 erklärte der Kirchgemeindepräsident, die Orgel sei zu „pensionieren“, ihre Töne könnten die Zeitgenossen nicht mehr „ergötzen“. Also bestellten die Kirchbürger ein Harmonium für 800 Franken. Gleichzeitig stellte die Kirchenpflege den Antrag, die alte Orgel zu entfernen, weil dadurch auch der Platzmangel auf der unteren Empore behoben wäre. Doch die Bürger wehrten sich dagegen trotz des engagierten Votum des Pfarrers: „Mehr als die Hälfte der Register ist nicht mehr benützbar, und von der anderen Hälfte spielt nur mehr ein Teil bei günstigem Wetter! Nicht einen einzigen reinen Ton gibt die Orgel von sich, der Gesang kann nicht mehr mit der Orgel verbunden werden! Die Orgel nützt nichts mehr! Daher sollte sie abgerissen werden!“ Doch mit 62 zu 54 Stimmen beschlossen die Stimmbürger, die Orgel stehen zu lassen.

1918 kam die Abbruchdiskussion wieder in Gang.  Ein Bürger sagte: „Trotz Harmonium leistet der Kirchenchor nichts Besseres, ich höre wenigstens nicht Schöneres“. Ein anderer Bürger: „Wir wollen die Orgel nochmals hören“. Ein weiterer schlug vor: „Wir wollen die Orgel dem Meistbietenden verkaufen. Aber der Käufer darf dabei kein Geschäft machen!“ Ein weiterer Vorschlag: „Man sollte nochmals eine Expertise einholen!“ Die Kirchgemeinde beschloss: Die Orgel bleibt wo sie war.

1926 wurde beschlossen, einen Bericht zur Orgel von einer Fachfirma einzufordern. 1928 lag der Bericht einer Willisauer Orgelbaufirma vor. Höchstens die Pedale könnten noch verwendet werden. Alles was aus Holz sei (Holzpfeifen, Windkanäle, Gehäuse) solle verfeuert werden, die Metallpfeifen würden zum Kilopreis von der Firma zurückgenommen.

Nach diesem Bericht konnte sich die Versammlung zwar zur Entfernung durchringen, nicht aber zur vorgeschlagenen „Entsorgung“. Die Pfeifen wurden nämlich auf den Estrich des Pfarrhauses gebracht!

Das Harmonium versah seinen Dienst nicht störungsfrei. So musste es 1944 repariert werden, weil es „furchtbar pfeife“.

1967 erhielt die Kirche eine zweimanualige Pfeifenorgel mit elektrischer Traktur, mit 18 Registern und etwa 1200 Pfeifen. Auf Samstag, 6. Mai war die kirchenmusikalische Feierstunde mit Orgelmusik und Chorgesängen angesetzt, auf den Sonntag dann der Festgottesdienst mit einer Orchestermesse von J. Haydn. Dann der Schreckensmoment vom Samstagabend: Die neue Orgel verweigerte ihren Dienst. Die Orgelbauer konnten noch so suchen, der Grund war nicht zu finden. Die Besucher, der Chor, die Instrumentalisten und Solisten mussten erstaunt davon Kenntnis nehmen. Nach zwei Tagen hatte die Orgelbaufirma das Malheur gefunden: Eine gelockerte Sicherung!

In den 80ger Jahren musste bereits eine grosse und teure Revision vorgenommen werden, weil die elektrischen Kontakte immer wieder zu Störungen führte.

Viele Probleme der alten Mumpfer Orgel hatten mit der Feuchtigkeit vom Rhein her zu tun.

Die Probleme der neuen Orgel hingen mit der äusserst starken Verschmutzung vom Dachboden her zusammen.

Mit dem Einbau der Isolation und der Schmutzsperre 2001 wurde dieses Problem behoben.

1999 suchte ein Marder die Orgel heim. Er stürzte vom Dachboden auf die Empore und gelangte in das Gehäuse des 1. Manuals, wo er mehrere Pfeifen verbogen und verbissen hatte, bis er dann das Weite durch die Fensterscheibe (!) der Haupttüre suchte.


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